Digitaler Nachlass - was ist damit überhaupt gemeint? Und worum geht es da? Ich beantworte die Fragen, die rund um die neue Aufgabe "Digitalen Nachlass regeln" entstehen. Eine Aufgabe, die mittlerweile auf so gut wie jede und jeden von uns zukommt. Hier finden Sie meine Vorschläge, wie Sie jetzt in aller Ruhe Ihren digitalen Nachlass regeln. Alle wichtigen Infos habe ich kompakt zusammengestellt.
Was heißt "digitaler Nachlass"?
Mit "digitaler Nachlass" sind alle digitalen Daten gemeint, die im Zusammenhang mit Ihren Online-Konten und sonstigen Daten auf PC, Laptop, Tablet und Handy stehen. Man spricht von Nachlass, wenn eine Person verstirbt oder sie selbst diese Daten nicht mehr verwalten kann. Zum digitalen Nachlass werden zum Beispiel gezählt: E-Mails, Social-Media-Profile wie etwa auf Facebook, XING, LinkedIn, Pinterest, X (vormals Twitter), Online-Konten, Cloud-Speicher, Digitale Fotos, Videos, Musikdateien, Dokumente auf Ihrem Rechner, Tablet und Handy.
Digitaler Nachlass - Was ist zu tun?
Um Ihren digitalen Nachlass zu regeln, können Sie in Ruhe Vorsorge treffen. Sie legen dabei Übersichten an und erstellen eine Vollmacht. Die Übersichten helfen Ihnen schon jetzt zu Lebzeiten, den Überblick über Ihre verschiedenen Nutzerkonten, Zugriffsberechtigungen und Abos nicht zu verlieren.
Beachten Sie folgende Schritte:
Schritt 1: Übersicht aller Accounts anlegen
Erstellen Sie eine Übersicht aller Accounts. Mit "Accounts" sind Ihre Zugangs- und Zugriffsberechtigungen zu unterschiedlichen Systemen bzw. Diensten im Internet gemeint. In so einer Übersicht können folgende Systeme / Dienste sein, die Sie im Internet bzw. auf Ihren Geräten nutzen:
Online-Konten
- E-Mail-Dienste, wie etwa GMX, Googlemail - diese Dienste sind besonders wichtig, weil die E-Mail-Adresse bei Online-Unternehmen oft zum Verifizieren eines Accounts verwendet wird.
- Soziale Netzwerke, wie zum Beispiel Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter
- Berufliche Netzwerke wie z.B. LinkedIn, Xing
- Messenger, wie z.B. WhatsApp, Signal
- Cloud-Dienste, wie z.B. Google Drive, Dropbox
- Shopping-Konten, wie z.B. amazon, ebay
- Online-Banking für Girokonto, Tagesgeld, Aktiendepot
- Bezahlvorgänge, wie z.B. Paypal
- Bitcoins
- Versicherungen und Krankenkassen
- Streaming-Abos, wie z.B. Amazon Prime Video, Netflix, spotify, iTunes
- E-Books
- Redaktionelle Abonnements, z.B. für Tageszeitungen oder Magazine
- Eigene Websites
- und so weiter
Daten auf Datenträgern
- Computer, Tablet und Notebooks
- Smartphones
- Externe Datenspeicher (USB-Stick, Festplatte, CD, DVD)
Für jeden dieser Dienste geben Sie in Ihrer Übersicht an: Anbieter, Benutzername und Passwort. Vermerken Sie dabei die Passwörter handschriftlich. Oder speichern Sie die Liste mit allen Angaben auf einem Stick.
Sie können auch einen Passwort-Manager, wie zum Beispiel KeePass verwenden, um Ihre Zugangsdaten sicher zu speichern.
Geben Sie bei jedem dieser Dienste außerdem an, was mit dem Account passieren soll, wenn Sie selbst den Dienst nicht mehr nutzen.
Das sollten Sie möglichst genau festlegen, also zum Beispiel "Account bzw. Profil löschen", "Mitgliedschaft kündigen". Ein Beispiel für die Struktur einer solchen Übersicht und Hinweise zum Ausfüllen finden Sie bei der Verbraucherzentrale NRW.
Bewahren Sie die Übersicht bzw. den Stick zusammen mit Ihren übrigen Vorsorgedokumenten wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Testament auf. Die Vertrauensperson, der Sie eine Vollmacht zum digitalen Nachlass erteilen (siehe Schritt 2) sollte Zugang zu dieser Übersicht haben.
Einige Anbieter wie Facebook, Instagram oder Google bieten Services für Hinterbliebene an. Sie können zum Beispiel einen Nachlasskontakt benennen, der Ihr Profil in den Gedenkzustand versetzen oder löschen kann. Sie können auch eine Löschung Ihres Kontos nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität einstellen.
Hier finden Sie weiterführende Informationen:
- Facebook: Gedenkzustand aktivieren
- WhatsApp: Informationen zur Löschung inaktiver Konten
- X (Twitter): Info zu verstorbenem Familienmitglied
- Google: Konto eines verstorbenen Nutzers
- Microsoft (Outlook, OneDrive usw.): Zugriff nach einem Todesfall
Schritt 2: Digitale Vollmacht erteilen
Erstellen Sie eine schriftliche, digitale Vollmacht, in der Sie festlegen, wer Ihre digitalen Daten einsehen und laufende Abos kündigen darf. Diese Person soll sich um Ihre digitalen Daten kümmern und entscheiden, was mit Ihren einzelnen Konten und Daten passieren soll, wenn Sie sich nicht mehr selbst darum kümmern können. Auch dazu finden Sie bei der Verbraucherzentrale NRW eine Muster-Vollmacht. Alternativ können Sie diese Festlegungen auch in Ihrem Testament treffen. Für die Vollmacht bzw. das Testament haben Sie folgende Optionen:
- Die Person, die die digitale Vollmacht erhält, kann Ihr Universalerbe sein.
- Sie können aber auch einen gesonderten Erben für Ihre digitalen Daten bestimmen.
- Oder Sie bilden verschiedene Kategorien der digitalen Daten. Zum Beispiel bekommt die Zugangsdaten fürs Online-Banking die Lebenspartnerin. Den Zugriff auf die Profile in den sozialen Medien erhält die beste Freundin. Die Familienfotos bekommt der Sohn.
Am besten sprechen Sie die Übersicht mit der Person bzw. den Personen Ihres Vertrauens durch. Dann können Sie auch persönlich deutlich machen, was Ihnen wichtig ist und worauf es Ihnen bei Ihrem digitalen Nachlass ankommt.
Sie können auch verfügen, dass Ihre Hinterbliebenen keinen Zugang zu Ihren E-Mails bekommen sollen, also dass ein Account sofort gelöscht wird.
Informieren Sie sich außerdem über Ihre Rechte und Pflichten als Erbe oder Erblasser. Der digitale Nachlass wird wie ein realer Nachlass vererbt, es sei denn, Sie haben etwas anderes verfügt. Das bedeutet, dass der Erbe oder die Erbin auch für die Schulden oder Verträge des Verstorbenen haften.
Meine Empfehlungen für den digitalen Nachlass
- Bringen Sie rechtzeitig Ordnung in Ihre digitalen Daten. Kündigen Sie nicht mehr benötigte Accounts und Abos. Löschen Sie nicht mehr benötigte Daten.
- Sehen Sie Ihre digitalen Fotos durch. Behalten Sie nur die Fotos, die Ihnen gefallen. Sortieren Sie die Fotos nach einer Systematik, so dass Sie sie wieder finden.
- Sichern Sie regelmäßig Ihre Daten.
- Legen Sie eine Liste mit Ihren Accounts so bald wie möglich an. Diese Übersicht gibt Ihnen schon jetzt einen nützlichen Überblick.
- Vermerken Sie die Passwörter handschriftlich oder speichern Sie die Liste auf einem Stick ab. Oder nutzen Sie einen Passwortmanager, wie zum Beispiel KeePass.
- Denken Sie daran, diese Liste mit den Passwörtern zu aktualisieren, sobald Sie ein Passwort geändert haben.
Checkliste für Ihren digitalen Nachlass
- Ordnung in Ihren digitalen Daten (incl. Fotos) hergestellt?
- Übersicht der Accounts mit Zugangsdaten angelegt? Dabei an alle Geräte (Laptop, Tablet, Smartphone) gedacht? Sichere Lösung für die Passwörter gefunden (handschriftlich, auf Stick gespeichert oder mit KeePass)?
- Übersicht an einem sicheren Ort hinterlegt?
- Festlegungen getroffen, was mit den Daten in den verschiedenen Medien und auf den unterschiedlichen Plattformen geschehen soll?
- Vertrauensperson bestimmt und digitale Vollmacht ausgestellt? Dabei mit der Vertrauensperson gesprochen?
- Liste mit den Passwörtern mindestens einmal jährlich geprüft und ggf. regelmäßig aktualisiert?
Wenn Sie diese Checkliste beachten, sind Sie einen großen Schritt weiter für Ihren digitalen Nachlass. Gerne unterstütze ich Sie bei allen Fragen rund um die Ordnung auf Ihrem Computer und der Vorbereitung Ihres digitalen Nachlasses.