In einem Interview für einen Beitrag auf ARD Alpha beantworte ich zentrale Fragen rund ums Ausmisten und Aufräumen, gebe Aufräum-Tipps und erkläre, warum Aufräumen gut für die Psyche ist.
Wie, mit welchen Aufräum-Tipps gelingt es Ihnen als Aufräumcoach, Ihre Kunden zum Ausmisten und Aufräumen zu motivieren?
Wenn ich zu einem neuen Kunden komme, sagen mir viele: „Ich weiß nicht, wie, wo ich anfangen soll. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Ich rate:
- Schauen Sie in sich rein!
- Wie fühlen Sie sich?
- Was belastet Sie, wenn es ums Thema „Aufräumen“ geht?
Ich erlebe es fast täglich, dass sich die Menschen, die sich an mich wenden, nicht wohlfühlen. Sie leiden darunter, wenn sie zu viele Dinge besitzen und sich nicht motivieren können, selbst anzufangen. Ich frage deshalb:
- Was bedrückt Sie?
- Woran liegt es denn?
Der erste Schritt ist, die Erkenntnis: „Weil alles voll ist. Weil der Schreibtisch so voll ist. Weil kein Platz ist.“ Die Selbsterkenntnis ist also eine meiner ersten Aufräum-Tipps.
Wichtig ist, dass man sich bewusstwird: worum geht es hier eigentlich? Wenn Menschen das erkannt haben, dann empfehle ich:
- Schildern Sie doch mal Ihre Wünsche!
- Was hätten Sie denn gern?
Dabei geht es darum, zu spüren: was will ich eigentlich? Oft kommt die Antwort: „Ich möchte, dass alles schön und ordentlich ist.“ Wenn das wirklich der große Wunsch ist, sage ich:
- Dann fangen wir einfach an.
Die Motivation kommt also mit diesem Bewusstwerdungsprozess, den ich durch meine gezielten Fragen bei meinen Kunden in Gang setze. Das sehe ich als meine Aufgabe, meine Kunden zum Ausmisten zu motivieren. Beim Ordnungscoaching bin die „Antreiberin“.
Wie gehen Sie als Aufräumcoach beim Ausmisten und Aufräumen vor? Welche Aufräum-Tipps helfen?
Ich rede nicht nur beim Aufräumcoaching, sondern ich packe mit an. Ich gebe mein ganzes Know-how und meine Aufräum-Tipps, wenn ich beim Kunden bin.
Jeder Kunde / jede Kundin ist einzigartig. Ich arbeite gerne mit jungen Menschen. Die begreifen sofort, um was es geht. Wenn die Menschen älter sind, ist es etwas schwieriger. Viele halten an den Dingen fest. Auf diese Menschen stelle ich mich mit viel Empathie besonders ein. Da gehört auch einige Psychologie dazu, die Kunden dazu zu bringen, zu verstehen:
- Warum halten Sie an den Dingen fest?
- Was steckt dahinter?
Oft sind es nicht die Dinge, an denen Menschen festhalten wollen. Sondern es sind die Zeiten, Erlebnisse und Erfahrungen, die mit diesen Dingen verknüpft sind.
Es geht immer ums Loslassen. Ich schaffe es, die Leute dazu zu bringen, Dinge loszulassen. Gemeinsam geht vieles viel leichter.
Wo fangen Sie mit dem Ausmisten und Aufräumen an?
Um bei einem Kunden herauszubekommen, wo wir am besten mit dem Ausmisten und Aufräumen anfangen, frage ich:
- Wo drückt der Schuh am meisten?
Viele antworten: „Ich weiß gar nicht. Eigentlich alles.“ Dann empfehle ich am Anfang des Aufräumens, Aussortierens, Neusortierens damit anzufangen, was leichtfällt. Also nicht mit den „Geschenken von Tante Hannelore“. Deshalb meine Empfehlung:
- Fangen Sie mit dem Ausmisten bei etwas Leichtem an, woran ihr Herz nicht so hängt!
- Räumen Sie zum Beispiel als erstes den übervollen Küchentisch auf.
Man darf sich nicht so große Ziele setzen.
Oft höre ich, dass Menschen sagen „Nach ein paar Wochen nach dem Aufräumen schaut es bei mir wieder genauso aus wie vorher.“ Das kommt, weil Menschen einfach nur von A nach B räumen, sie räumen einfach nur auf. Sie räumen alles einfach nur in die übervollen Schränke.
Wichtig ist aber, Dinge auszusortieren, die unnütz sind in unserer Wohnung. Da gibt es nach meiner Erfahrung sehr viel zu tun. Der zweite meiner wichtigsten Aufräum-Tipps ist:
Erst aussortieren, dann strukturieren. Das ist ganz wichtig.
Wie gehen Sie beim Ausmisten und Aufräumen im Einzelnen vor?
Zum Beispiel beim Aufräumen des Küchenschranks.
- Gemeinsam räumen wir den gesamten Küchenschrank aus.
- Dann schauen wir uns jedes einzelne Teil an. Der Kunde / die Kundin nimmt jedes Teil in die Hand.
- Der Kunde / die Kundin prüft:
- - Brauche ich es noch?
- - Ist es wichtig?
- - Benutze ich es?
- - Würde ich es vermissen?
Wenn jemand sagt: „Ja, ich benutze es.“ Dann wird dieses Teil beiseitegelegt und entsprechend sortiert: Küchengeräte zu Küchengeräten, Teller zu Tellern, Gläser zu Gläsern, Tassen zu Tassen.
Die auf diese Weise sortierten Dinge räumen wir dann strukturiert ein. Die Sachen, die jemand täglich benutzt, räumen wir auf Augenhöhe ein. Sachen, die jemand selten benutzt, räumen wir nach unten.
Diese Vorgehensweise ist immer wieder die gleiche: beim Küchenschrank wie beim Kleiderschrank, beim Besenschrank wie beim Vorratsschrank.
Wie lange dauert das Ausmisten und Aufräumen?
Das kommt ganz darauf an. Auch hier zeigt sich: jeder Mensch ist einzigartig. Es kommt darauf an: geht es nur um die Küche? Geht es um das ganze Haus? Geht es um den Kühlschrank oder die Vorratskammer? Ist es der Keller oder der Dachboden, die jemand aufräumen will.
Ich persönlich arbeite drei Stunden pro Termin mit dem Kunden. Wir schaffen dabei richtig viel. Nach drei Stunden sind wir beide angenehm erschöpft. Ich empfehle, nie länger aufzuräumen. Das überfordert uns. Alles, was uns überfordert, merkt sich unser Gehirn. Das hindert am Weitermachen.
Wann kommen Sie als Aufräumcoach zum Einsatz?
Die Menschen haben grundsätzlich zu viel. Wenn man mich anruft, herrscht oft Panik und Stress. Dann holen sich die Menschen Hilfe. Das finde ich super, denn:
Wer mich anruft, ist stark.
Es ist eine Stärke mich anzurufen. Der Berg ist zu groß. Menschen haben zu lange gewartet. Es hat zu lange gedauert. Wenn das Zimmer übervoll ist mit Sachen, die man gar nicht braucht, dann schalten wir ab. Dann machen Menschen die Türe dieses Zimmer lieber wieder zu und gehen draußen ein Eis essen, machen schöne Sachen.
Warum fällt uns Ausmisten und Aufräumen so schwer?
Viele Menschen wollen sich nicht von Dingen trennen, die ihnen liebe Menschen geschenkt haben. Deshalb bestärke ich Menschen darin, Geschenke loszulassen. Ich sage: „Sie müssen dieses Teil nicht aufheben, nur weil ihnen das XY aus dem Urlaub mitgebracht hat, wenn es Ihnen gar nicht gefällt.“ Diese sog. „Mitbringsel“ aus dem Urlaub fliegen bei vielen meinen Kunden raus. Ich empfehle deshalb:
Besser Zeit als Dinge schenken.
Für Dinge, an denen das Herz hängt, empfehle ich eine Schatzkiste. Diese Dinge dürfen natürlich bleiben.
Welche Aufräum-Tipps haben Sie fürs richtige Ausmisten und Aufräumen?
Zahlreiche Aufräum-Tipps habe ich in meinem Buch „Die 50 besten Chaos-Killer für Familien“ zusammengefasst. Außerdem veröffentliche regelmäßig Tipps zum Ausmisten und Aufräumen in meinem Blog. Prinzipiell rege ich zu Folgendem an:
- Überdenken Sie Ihr Kaufverhalten!
- Vermeiden Sie Billig-Discounter!
- Legen Sie Dinge, die Sie benutzt haben, wieder an dem Ort, wo sie waren!
- Wenn Sie etwas Neues kaufen, muss ein Altes gehen.
- Verlassen Sie nie das Haus mit leeren Händen!
Dann sammelt sich erst gar nicht so viel an. Die einmal geschaffene Ordnung bleibt erhalten. Jedes einzelne Teil in der Wohnung muss einen festen Platz haben.
Was erleben Sie beim Ausmisten und Aufräumen in der Praxis?
Alles, was man vor sich herschiebt, ist Ballast für unsere Seele. Viele können nicht mehr schlafen, sind depressiv. Das belastet, und Menschen werden krank.
Das Durchhalten beim Aufräumen und Ausmisten ist wie beim Fitness-Training schwierig.
Wie toll fühlt es sich an, wenn wir zum Fitness-Training gegangen sind, wenn wir aufgeräumt haben! Nach meinen Einsätzen höre ich oft: „Ohne Sie hätte ich das nicht geschafft.“ Dieses Feedback und die positiven Referenzen bereiten mir große Freude und erfüllten mich bei meiner Arbeit.
Manche merken dann, wenn der Schreibtisch aufgeräumt ist, ist auch der Kopf aufgeräumt. Menschen können wieder kreativ sein. Wir wissen:
Aufräumen ist gut für die Seele.
Ordnung und eine aufgeräumte Wohnung bringen Freiraum und bedeuten kein Stress mehr. Einfache Maßnahmen helfen jedem Ordnungstyp.